Es ist nicht ungewöhnlich, dass in der Vorweihnachtszeit große Mengen an Essen gekauft und zubereitet werden, was oft in beträchtlicher Lebensmittelverschwendung endet.

Unsere moderne Welt ist geprägt von einem ständigen Überfluss an Lebensmitteln, insbesondere während der Feiertage. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in der Vorweihnachtszeit große Mengen an Essen gekauft und zubereitet werden, was oft in beträchtlicher Lebensmittelverschwendung endet. Dieses Phänomen hat sowohl ökologische als auch soziale Auswirkungen, die uns alle betreffen. Doch wie können wir als Individuen dazu beitragen, unseren Konsum bewusster zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen?
In einer aktuellen Podcastreihe mit dem Titel „Food Guide #4 – Essen mit gutem Gewissen“ wurde intensiv darüber gesprochen, wie übermäßiges Essen an Feiertagen entsteht, welche Ursachen dahinterstecken und welche positiven Veränderungen möglich sind, wenn wir unsere Gewohnheiten ändern. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Auseinandersetzung mit den Fakten und die Erkenntnis, dass ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel verschwendet wird. Diese alarmierende Zahl verdeutlicht, wie groß das Problem ist. In Deutschland allein werden jährlich etwa 12 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, was nicht nur eine moralische und soziale Frage ist, sondern auch immense ökologische Folgen hat. So werden in der Produktion von beispielsweise einem Kilogramm Rindfleisch bis zu 15.000 Liter Wasser verbraucht – Ressourcen, die bei Verschwendung vollkommen verloren gehen. Ebenso werden große Mengen an Energie und Land verbraucht, was die Umwelt zusätzlich belastet, insbesondere durch die Entstehung von Methan bei der Verrottung von Resten.
Die Ursachen für diesen Überfluss an Essen sind vielschichtig. Kulturelle Traditionen spielen eine wesentliche Rolle, insbesondere an Festtagen, bei denen ein reich gedeckter Tisch als Symbol von Gastfreundschaft und Wohlstand gilt. Zudem übt die Konsumgesellschaft, unterstützt durch intensive Werbung und soziale Medien, enormen Druck auf die Verbraucher aus, den Überfluss zu perfektionieren. Dies führt dazu, dass oft mehr eingekauft und gekocht wird, als tatsächlich verbraucht werden kann. Auch die Angst vor Mangel, die in vergangenen Generationen verwurzelt ist, trägt dazu bei, dass Menschen lieber zu viel als zu wenig kaufen.
Doch angesichts dieser Herausforderungen gibt es konkrete Ansätze, die uns helfen können, Lebensmittelverschwendung zu verringern und bewusster mit unseren Ressourcen umzugehen. Eine strukturierte Menüplanung für die Feiertage ist dabei ein erster Schritt. Indem man im Voraus festlegt, wer zu Besuch kommt und was genau zubereitet werden soll, kann man Einkaufslisten erstellen, die gezielt auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt sind. Diese sorgfältige Planung verhindert unnötige Käufe und verringert somit die Wahrscheinlichkeit, dass überschüssiges Essen übrig bleibt.
Die Zusammenarbeit mit Familie und Freunden bietet ebenfalls große Vorteile. Wenn man gemeinsam plant, wer was mitbringt oder zusammen einkauft, können Lebensmittel effizienter genutzt werden. Es kann hilfreich sein, sich untereinander abzusprechen, wer bestimmte große Lebensmittel wie Rotkohl kauft, um eine Überproduktion zu vermeiden. Solche Absprachen fördern nicht nur den sparsamen Umgang mit Ressourcen, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl.
Ein weiterer wertvoller Ansatz ist das Organisieren von Keksbackpartys oder anderen gemeinsamen Kochabenden. Diese Veranstaltungen ermöglichen es, nicht nur Zeit miteinander zu verbringen, sondern auch energieeffizienter zu arbeiten – es wird nur ein Herd betrieben und Zutaten werden in größeren Mengen gemeinsam verwendet. Am Ende hat jeder Teilnehmer eine Auswahl an selbstgebackenen Leckereien, und es gibt keinen übermäßigen Rest, der weggeworfen werden müsste.
Die genaue Berechnung von Portionsgrößen und ein bewusster Einkauf sind ebenfalls Schlüsselfaktoren. Mithilfe moderner Apps und Tools kann man ermitteln, wie viel für eine bestimmte Anzahl von Gästen tatsächlich benötigt wird. Diese Praxis reduziert die Menge an übrigbleibendem Essen und vermeidet unnötige Ausgaben. Gleichzeitig lernt man, die Lebensmittel, die man kauft, mehr zu schätzen, was zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten führt.
Neben der individuellen Planung gibt es auch organisatorische Ansätze, insbesondere in Unternehmen. Bei Betriebsfeiern zum Beispiel kann man mit Caterern zusammenarbeiten, um die bestellten Mengen der tatsächlichen Teilnehmerzahl anzupassen. Durch Reduzierung der Verpflegung um einen kleinen Prozentsatz lässt sich überschüssiges Essen minimieren, das dann möglicherweise an bedürftige Organisationen weitergegeben werden kann. Diese kooperativen Ansätze zeigen, dass durch einfache organisatorische Anpassungen bereits erhebliche Einsparungen und positive Effekte erzielt werden können.
In Gesprächen mit meinen Kundinnen und Kunden habe ich erlebt, wie diese Strategien in der Praxis umgesetzt werden. Die Geschichten der Menschen, die ihre Festtagsplanung umgestellt und dabei bewusst Lebensmittel geteilt oder gespendet haben, sind inspirierend. Einige teilten ihre Erfahrung, dass das Teilen von Überschüssen mit Nachbarn und Freunden nicht nur Ressourcen spart, sondern auch das Band zwischen den Menschen stärkt. Andere berichteten, wie sie nach den Feiertagen Sammelstellen für Lebensmittel in ihren Firmen organisiert oder sich für wohltätige Zwecke engagiert haben, was nicht nur die Verschwendung reduziert, sondern auch soziale Verantwortung übernimmt.
Diese vielfältigen Erfahrungen zeigen, dass wir alle – ob allein, in der Familie oder in größeren Gemeinschaften – einen Beitrag leisten können. Es geht darum, die eigene Einstellung und die Gewohnheiten zu hinterfragen und kleine, aber bedeutende Veränderungen vorzunehmen. Jeder Schritt in Richtung bewussterem Essen und Vermeidung von Verschwendung trägt dazu bei, eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten. Schon durch achtsames Einkaufen, Teilen und Planen lässt sich ein Teil der riesigen Problemstellung entschärfen. Und wenn wir gemeinsam anpacken, können wir über uns selbst hinauswachsen und einen echten Unterschied machen.
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Quellen:
FAO (2019): The State of Food and Agriculture. http://www.fao.org/food-loss-and-food-waste/en/
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, 2021): Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/reduzierung-lebensmittelverschwendung.html
Umweltbundesamt (2020): Biologische Abfallbehandlung. https://www.umweltbundesamt.de/
IPCC (2019): Special Report on Climate Change and Land. https://www.ipcc.ch/srccl/
Statista (2021): Werbeausgaben im Einzelhandel. https://www.statista.com/
Water Footprint Network: Product Gallery. https://waterfootprint.org/en/
(Hinweis: Die aufgeführten Studien, Organisationen und Zahlen stammen aus öffentlich zugänglichen Daten und dienen der Veranschaulichung. Im Detail können sich Angaben je nach Zeitraum und Methodik der Erhebungen unterscheiden.)
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