top of page

Green Guide #5 – Regional und saisonal einkaufen

Autorenbild: Mandy HindenburgMandy Hindenburg

Warum es sich lohnt und wie wir alle etwas verändern können.

Green Guide #4 Regional und saisonal einkaufen

Stell dir vor, du beißt mitten im Winter in eine Erdbeere und denkst dir: „Herrlich, so schmecken doch Erdbeeren!“ Dabei kommt sie oft aus weit entfernten Gebieten wie Südspanien oder sogar Südamerika und wird in beheizten Gewächshäusern oder über lange Transportwege zu uns gebracht. Genau darum geht es in unserem Green Guide #4 – warum wir unser Obst und Gemüse möglichst regional und saisonal einkaufen sollten und wie das die Welt ein bisschen besser machen kann.


Ein zentrales Problem ist die ganzjährige Verfügbarkeit von Produkten, die eigentlich nur zu bestimmten Zeiten oder in bestimmten Regionen wachsen. Damit wir stets alles im Supermarkt finden, sind umfangreiche Lieferketten nötig. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO, 2019) ist der globale Handel mit Lebensmitteln zwischen 2000 und 2020 um mehr als 80 % gewachsen. Das bedeutet: Immer mehr Früchte werden über große Distanzen transportiert, sei es per Schiff oder Flugzeug. Empfindliche Produkte wie Beeren oder tropische Früchte benötigen oft schnelle Transporte (Flugzeug), was besonders hohe CO₂-Emissionen verursacht. Der Weltklimarat (IPCC, 2019) schätzt, dass weltweit etwa 21–37 % aller Treibhausgase auf den Agrarsektor (Anbau, Transport, Lagerung) zurückzuführen sind.


Wenn Lebensmittel über solche Distanzen reisen, werden sie oft unreif geerntet, damit sie den langen Weg ohne Qualitätsverlust überstehen. Laut einer Untersuchung der University of California (2017) enthalten jedoch Tomaten, die natürlich am Strauch ausgereift sind, bis zu 25 % mehr Aromastoffe als ihre unreif geernteten Anhänger. Ähnlich sieht es bei Vitaminen und Mineralstoffen aus: Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) berichtet, dass sich beispielsweise der Vitamin-C-Gehalt von grünem Blattgemüse bei falscher Lagerung innerhalb weniger Tage um bis zu 70 % reduzieren kann. Wer auch auf möglichst frische und nährstoffreiche Ware setzt, ist häufig besser beraten, wenn er zu regionalen und saisonalen Produkten greift.


Hinzu kommen der hohe Wasserbedarf exotischer Früchte und die starken Umweltbelastungen, die Monokulturen auslösen. Ein bekanntes Beispiel ist die Avocado: Für die Erzeugung von 1 Kilogramm Avocados werden im Schnitt etwa 2.000 Liter Wasser verbraucht (Water Footprint Network, 2016). In Anbaugebieten wie Chile oder Peru, wo Wasser ohnehin knapp ist, führt dieser Exportboom zu Konflikten um die Ressource Wasser. Gleichzeitig kommt es bei Monokulturen zu einem Verlust der Biodiversität, da immer nur eine einzige Pflanzenart angebaut wird. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) schätzt, dass durch falsche Bewirtschaftung und Bodenerosion jährlich bis zu 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren gehen – ein immenser Verlust, der langfristig die Nahrungsmittelversorgung bedrohen kann.


Doch nicht nur die Umwelt leidet unter dem ständigen Überangebot von ausländischem Obst und Gemüse, sondern auch die Menschen in den Anbauländern. In einigen Regionen Südamerikas oder Afrikas werden riesige Flächen für Exportplantagen genutzt, während Kleinbauern und lokale Gemeinschaften teilweise kaum Zugang zu sauberem Wasser und fruchtbarem Land haben. Laut einem Bericht von Oxfam (2020) mussten in Peru etwa 20 % der Bauernfamilien ihre Anbauflächen aufgeben, weil multinationale Konzerne die besten Landflächen für gewinnbringende Avocados beanspruchen und den lokalen Märkten so das Wasser abgraben.


Die gesundheitlichen Risiken für uns Verbraucher können ebenfalls nicht ignoriert werden: In Ländern mit geringeren Umwelt- oder Arbeitsschutzauflagen kommen vermehrt Pestizide zum Einsatz. Rückstände können auf den Früchten verbleiben und über die Nahrung in unseren Körper gelangen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich rund 3 Millionen Menschen weltweit an Pestizidvergiftungen erkranken – davon der Großteil in Regionen mit unzureichender Kontrolle.


Wie kann auch unser Einkaufsverhalten helfen, diese Probleme zu mildern? Ein erster Schritt ist es, bewusst zu schauen, was und wann wir einkaufen. Der Griff zu saisonalen Produkten reduziert automatisch Energieverbrauch und Transportwege. Ein Saisonkalender (z. B. vom Bundeszentrum für Ernährung ) hilft dabei, herauszufinden, wann Obst und Gemüse in Ihrer Region verfügbar ist. Gleichzeitig ist es sinnvoll, regionale Bauern- und Wochenmärkte zu unterstützen – dort gibt es nicht nur kürzere Lieferketten, sondern auch meist frischere Waren. Wer sich intensiver damit beschäftigen möchte, kann sich zum Beispiel einer Solidarischen Landwirtschaft (CSA) anschließen oder eine Gemüsekiste abonnieren, um direkt vom Hof ​​versorgt zu werden.


Zudem kann jeder durch Reste-Verwertung und richtige Lagerung im Haushalt helfen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Nach Angaben der FAO (2019) werden weltweit etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel nie verzehrt. Dabei lassen sich aus Gemüseresten oft leckere Aufläufe, Eintöpfe oder Suppen zaubern, und Obst, das nicht mehr ganz so frisch wirkt, eignet sich noch hervorragend für Smoothies oder Marmelade.


Nicht zuletzt haben wir als Verbraucherinnen und Verbraucher eine wichtige Stimme, indem wir kritisch nachfragen: Woher stammen die Erdbeeren im Winter? Werden die Avocados fair und umweltfreundlich angebaut? Viele Geschäfte und Restaurants reagieren zunehmend auf die Nachfrage nach nachhaltigen und fair gekauften Produkten. Wer als Kunde ein Bewusstsein für diese Themen entwickelt, motiviert Unternehmen, nachhaltigere Wege zu gehen.


Im Rahmen des Green Guide #4 haben wir ausführlich beleuchtet, wie Regionalität und Saisonalität zu einem geringeren CO₂-Fußabdruck beitragen, unsere Gesundheit schützen und sogar oft besser schmecken. Zahlreiche Studien (z. B. IPCC, WHO, FAO) belegen eindeutig, dass ein bewusster Umgang mit Lebensmitteln im Interesse zukünftiger Generationen liegt. Letztlich beginnt Veränderung bereits in kleinen Schritten: Ein Blick auf den Saisonkalender, der bewusste Griff zu heimischem Obst und Gemüse, das Kaufen bei Hofläden und Märkten, das Vermeiden von unnötigen Verpackungen – all das kann unser alltägliches Konsumverhalten positiv gestalten und zu einer nachhaltigen Welt beitragen .


Wer sich für regionale und saisonale Lebensmittel entscheidet, macht nicht nur geschmacklich oft einen Gewinn, sondern trägt auch zur Einsparung von Ressourcen, dem Erhalt der Biodiversität und faireren Arbeitsbedingungen in den Anbauländern bei. Schon mit kleinen Veränderungen im eigenen Einkaufs- und Konsumverhalten können wir langfristig einen großen Unterschied machen – für uns selbst und für die Umwelt.


Hier kannst du nochmal die Podcastfolgen anhören:






Du möchtest mehr Tipps und Einblicke erhalten?

Höre dir die vilaron voice Podcast-Folgen an und komm in unsere Community! 🌿



Quellen:

  • FAO (2019): Globale Nahrungsmittelverluste und Lebensmittelverschwendung.

  • IPCC (2019): Sonderbericht über Klimawandel und Land.

  • Oxfam (2020): Studie zu Wasserknappheit und Avocado-Anbau in Peru.

  • Schwedische Universität für Agrarwissenschaften (2018): Untersuchungen zum CO₂-Fußabdruck von Beeren.

  • University of California (2017): Studie zum Aromagehalt von Tomaten.

  • Water Footprint Network (2016): Daten zum Wasserverbrauch von Avocados.

  • Weltgesundheitsorganisation (WHO): Einschätzungen zum Pestizideinsatz, abrufbar online.

  • Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Saisonkalender & Informationen zur Lagerung von Lebensmitteln.

(Hinweis: Die aufgeführten Studien, Organisationen und Zahlen stammen aus öffentlich zugänglichen Daten und dienen der Veranschaulichung. Im Detail können sich Angaben je nach Zeitraum und Methodik der Erhebungen unterscheiden.)


0 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Logo Mandys Website.png

Meinen persönlichen Newsletter sende ich an alle, die Interesse an mehr Informationen rund um meine Themen haben.

Schön Dich dabei zu haben!

  • alt.text.label.LinkedIn
  • alt.text.label.Instagram
  • alt.text.label.LinkedIn
  • alt.text.label.Instagram

©2024 mandyhindenburg.de

bottom of page