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Sichtbar bleiben: Warum feministische Netzwerke unser Bollwerk gegen den Backlash sind

Aktualisiert: 16. Mai

Wenn ich mir die politische Entwicklung weltweit anschaue – und zugleich die Zahl der Frauen betrachte, die sich aus Öffentlichkeit und politischen Ämtern zurückziehen – dann spüre ich: Es ist Zeit, laut zu werden. Nicht aus Trotz. Sondern aus Verantwortung. Der Podcast "Das Politikteil" von ZEIT ONLINE war für mich kein beliebiger Beitrag. Er war ein Weckruf. Die Journalistin und Buchautorin Susanne Kaiser hat darin ausgesprochen, was viele spüren, aber selten benennen: Der aktuelle antifeministische Backlash ist kein Zufall. Er ist systemisch. Er ist politisch gewollt. Und er nutzt das Narrativ der "Männlichkeit" als Herrschaftsstrategie.


Mandy Hindenburg

Männer wie Trump, Putin oder Milei stehen exemplarisch für eine neue politische Rhetorik. Es ist nicht mehr das alte, leise Patriarchat – es ist ein offensiver, enthemmter Maskulinismus, der mit bewusstem Sexismus Wähler*innen mobilisiert. Frauenverachtung ist kein Kollateralschaden, sondern Teil der Strategie. Studien zur US-Wahl 2016 zeigen: Donald Trump wurde wegen seiner frauenfeindlichen Aussagen gewählt, nicht trotz. Und er ist kein Einzelfall. Dass Frauen wie Le Pen, Meloni oder Weidel an der Spitze rechtskonservativer Bewegungen stehen, ist kein Widerspruch, sondern Kalkül. Weiblichkeit wird instrumentalisiert, um Machtstrukturen scheinbar zu modernisieren – dabei bleiben die Werte dieselben: Anti-Gender, Anti-Feminismus, Anti-Diversität. Diese Frauen sind die demokratische Tarnung eines autoritären Projekts.


Mit dieser Entwicklung geht einher, dass immer mehr Frauen sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen. Der Grund ist klar: Hass, Hetze, sexualisierte Gewalt. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Studien aus Deutschland zeigen, dass weibliche Politikerinnen und Aktivistinnen deutlich häufiger von digitalem Hass betroffen sind als Männer. Es geht dabei nicht nur um Meinung, sondern um Einschüchterung. Sichtbarkeit wird zur Bedrohung. Trotzdem müssen wir sichtbar bleiben. Denn Sichtbarkeit ist politisch. Wer sich zurückzieht, überlässt das Feld den Lauten, den Hassenden, den Strategen der Ausgrenzung. Genau deshalb sind feministische Netzwerke heute wichtiger denn je.


Feministische Netzwerke sind keine Safe Spaces im klassischen Sinne. Sie sind Schutzraum und Struktur zugleich. Sie geben Halt, Wissen, Sichtbarkeit, Rückenstärkung – aber auch Strategie. Aus meinen Erfahrungen weiß ich: Ohne feministische Netzwerke wäre mein politisches Engagement nicht möglich gewesen. Gerade in Momenten von Selbstzweifel, digitaler Hetze oder politischer Frustration braucht es Menschen, die sagen: Du bist nicht allein. Wir gehen weiter. Wir sehen auch: Der Feminismus steht unter Druck. In einer repräsentativen Umfrage der Organisation Plan International gaben 2022 70 % der befragten Frauen unter 25 Jahren an, im Netz beleidigt, bedroht oder sexuell belästigt worden zu sein. Laut dem Bundesfamilienministerium wurden 2023 über 240.000 Fälle häuslicher Gewalt registriert – über 80 % der Opfer sind Frauen. Auf Social-Media-Plattformen werden männlich kodierte Inhalte – Status, Dominanz, Macht – algorithmisch bevorzugt. Die Rücktrittsrate von Politikerinnen ist überproportional gestiegen – nicht aufgrund mangelnder Qualifikation, sondern wegen Hass und fehlendem Schutz.


Was steckt dahinter? Männlichkeit wird politisiert, als Antwort auf eine gefühlte Entmachtung. Feminismus wird als Bedrohung inszeniert. Frauen werden in Debatten abgewertet, ihre Kompetenz infrage gestellt. Diversität wird als Schwäche ausgelegt. Dabei geht es nicht um Verlust. Gleichberechtigung bedeutet nicht, dass jemand verliert. Sie bedeutet, dass endlich alle gewinnen. Deshalb müssen wir darüber sprechen, welche Vorteile Gleichstellung auch für Männer bringt.


Entlastung vom Druck toxischer Männlichkeit: Männer müssen nicht mehr ständig Erfolg und Dominanz performen, sondern dürfen emotional, unsicher, menschlich sein – ohne Stigma. Bessere Gesundheit und Lebensqualität: In gleichberechtigten Gesellschaften leben Männer länger, gesünder und mit weniger Gewalt. Gleichberechtigte Elternschaft: Väter erleben stärkere Bindung, mehr Lebenssinn, weniger Burn-out. Wirtschaftlicher Vorteil: Unternehmen mit diversen Teams sind nachweislich innovativer, leistungsfähiger und stabiler. Vielfalt im Denken: Wenn nicht nur ein Typ Mensch entscheidet, entstehen neue Perspektiven und kreative Lösungen. Gleichstellung ist keine Gefahr für Männer. Sie ist eine Befreiung – von Rollenbildern, die längst nicht mehr funktionieren.


Lösungsansätze? Gewalt gegen Frauen muss als politische Gewalt anerkannt und ins Innenministerium verlagert werden. Mentale Stärke muss gezielt gefördert werden – in Schulen, Führungsetagen, Parteien. Algorithmen müssen reguliert werden, damit Diversität nicht unsichtbar bleibt. Junge Frauen brauchen Empowerment – offline wie online. Und: Netzwerke braucht es nicht nur für Frauen. Männer, die Gleichstellung leben wollen, brauchen Plattformen für Austausch, Reflexion, Verbündete.


Ein Blick in die Zukunft: Stell dir vor, Frauen treten nicht mehr zurück, sondern werden gewählt – aus Überzeugung. Männer müssen nicht mehr stark sein, um respektiert zu werden. Kinder wachsen in einem Umfeld auf, in dem Diversität Alltag ist. Unternehmen erkennen Vielfalt als wirtschaftliches Kapital. Sichtbarkeit führt nicht mehr zu Angriffen, sondern zu Anerkennung. Das ist keine Utopie. Das ist möglich. Aber nur, wenn wir jetzt handeln – sichtbar, vernetzt, laut.


Ich weiß, dass ich mich mit meiner Sichtbarkeit angreifbar mache. Ich weiß, dass es leichter wäre, den Mund zu halten. Aber ich wähle den schweren Weg – weil ich ihn für richtig halte. Und wenn du diesen Text liest, dann stelle dir selbst die Frage: Wie lange willst du noch warten, bevor du dich positionierst? Denn wie heißt es in meinem Buch: "Der Erfolg, den man sich erarbeitet hat, gehört einem selbst – und es ist nicht die Aufgabe anderer, ihn gutzuheißen oder zu bestätigen."


Wenn du findest, dass Sichtbarkeit nicht bestraft, sondern unterstützt werden sollte – dann zeig Haltung! Teile diesen Beitrag, sprich darüber, unterstütze feministische Netzwerke.


Denn Schweigen war noch nie Fortschritt.

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